14. Juli 2021
So weint die Erde
Wann weinst Du, lieber Mensch. Wie weinst Du?
Hast Du vielleicht geweint – vor Freude – als Dein Kind auf die Welt gekommen war? Waren es die leichten, leuchtenden Tränen, die von kleinen Fältchen des Sonnenscheins in Deinen Augen umrandet waren? Und spürtest Du den Regenbogen des Glücks in Deinem Herzen?
Weintest Du vielleicht schon mal vor Schmerz, wenn körperlich keine andere Reaktion mehr möglich war? Kurzes, kreischendes Weinen, wenn die Zähne zusammen gebissen werden mussten… der ganze Schmerz sich rasch entladen musste?
Hast Du vielleicht schon mal aus tiefster Trauer geweint – weil ein geliebter Mensch gegangen war oder Du eine Enttäuschung erlebt hattest? Wie hat sich dieses Weinen angefühlt? Schwere, einzelne Tropfen, die auf dem kalten Boden aufgeschlagen sind und ein mit jedem Seufzer stehenbleibendes Herz… Ja, das ist Trauer…
Und manchmal hast Du auch vielleicht in Strömen geweint, als ob die ganze Welt gleich untergehen würde. Du hast geweint, weil Dir alles viel zu viel wurde, weil Du es nicht mehr in Dir halten konntest, weil Du den ganzen Schmerz, all die Verzweiflung und Wut, all dieses Unerträgliche einfach nur los werden wolltest…
So ist es auch, wenn unsere Erde weint.
Wenn sie aus Freude weint, dann tut sie das, damit das neue wächst, damit das Leben blüht und damit wir – die Menschen – von ihren Gaben reich beschenkt werden können.
Wenn Sie vor Schmerz weint, dann öfters dann, wenn all das Negative sich entladen muss. Dann blitzt und donnert es, dann können wir ihre Entladung sehen.
Und wenn die Erde traurig ist, dann zieht sich all das Graue über den ganzen Himmel – es fällt ein monotoner Regen – die riesigen Trauertropfen auf meinem schwarzen Regenschirm…
Und dann gibt es noch Tage, an welchen es ihr zu viel ist… es ist zu viel – zu viel von allem. Zu viel des Schmutzes, welchen wir tagtäglich auf ihrer Haut verteilen. Zu viel der Gier, mit welcher wir ununterbrochen ihren Körper aushöhlen. Zu viel des Hasses zu einander, zu viel der Wut, die hin und her geht, zu viel all der Verzweiflung, die auf der Erde herrscht…
Dann weint die Erde…
So.
Wie heute.